Kein Alkohol während der Schwangerschaft: FASD-Ausstellung an Dietrich-Bonhoeffer-Schule Weinheim
Über die Gefahren von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft klärten der Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis e.V., das Diakonische Werk im Rhein-Neckar-Kreis sowie die Suchtberatung Weinheim die 9. und 10. Klassen der Dietrich-Bonhoeffer-Schule Weinheim auf. Rund 350 Schülerinnen und Schüler des Schulverbundes besuchten vom 24. bis 28. Februar die in der Schule aufgebaute Wanderausstellung „ZERO!“ zum Thema FASD. Am 26. Februar war die Ausstellung nachmittags zudem für alle Lehrkräfte, Ärzt*innen und Schulsozialarbeiter*innen aus Weinheim geöffnet.

von links: Harriet Rappmund vom Diakonischen Werk, Alexandra Riester vom Caritasverband, Jochen Bickel von der Suchtberatung Weinheim, Isabell Mößner vom Diakonischen Werk sowie Kyra Herrmann-Bläß und Christina Eitenmüller vom Kinderschutzbund Weinheim vor der begehbaren Gebärmutter.
Die Abkürzung FASD steht für die Fetale Alkoholspektrum-Störung und ist eine irreparable Schädigung, die ein Baby im Mutterleib erleiden kann, wenn die Mutter während der Schwangerschaft Alkohol konsumiert. Schätzungsweise rund 12.000 Babys kommen in Deutschland pro Jahr mit FASD auf die Welt, obwohl diese Behinderung zu 100 Prozent vermeidbar wäre.
„Der Irrglaube, dass ein Gläschen Sekt oder Wein während der Schwangerschaft unbedenklich sei, kursiert immer noch – und das in allen Bevölkerungsschichten unabhängig vom Bildungsgrad! Deshalb ist die Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen aller Schulformen so wichtig“, erklärt Harriet Rappmund vom Diakonischen Werk. Der Dietrich-Bonhoeffer-Schulverbund, in dem Real- und Werkrealschüler*innen genauso unterrichtet werden wie Gymnasiast*innen, war daher prädestiniert für die diesjährige FASD-Ausstellung. Bereits zum zweiten Mal haben das Diakonische Werk und der Caritasverband die Wanderausstellung des FASD-Netzwerks Nordbayern nach Weinheim geholt. Die Transportkosten und die Leihgebühren der Wanderausstellung in Höhe von rund 1.000 Euro hat der Kinderschutzbund Weinheim übernommen. „Eine solch wichtige Aufklärungsarbeit zur Vermeidung von Beeinträchtigungen von Kindern haben wir sehr gerne unterstützt“, erklärt die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Weinheim, Christina Eitenmüller.
Mitarbeiter*innen der Schwangerschaftsberatung von Diakonie und Caritas sowie von der Suchtberatung Weinheim informierten eine Woche lang die einzelnen Schulklassen jeweils in zwei Schulstunden und an drei Stationen umfassend zum Thema. Zunächst wurden die Jugendlichen durch ein großes Zelt geführt, das eine begehbare Gebärmutter darstellte und die verschiedenen Entwicklungsstadien des ungeborenen Kindes in den zehn Monaten bis zur Geburt veranschaulichte, wobei auch die Geräuschkulisse im Mutterleib hörbar war. Sie erfuhren, dass Alkohol als plazentagängiger Stoff ungehindert in den Blutkreislauf des Kindes übergeht und sich dort unmittelbar schädigend auf Zellen und deren Teilung auswirkt. Dabei wird das Gehirn als empfindlichstes Organ am massivsten geschädigt.
An der zweiten Station erhielten die Jugendlichen umfassende Informationen zum Krankheitsbild FASD. „Alkohol während der Schwangerschaft kann unter anderem zu Minderwuchs, Kleinköpfigkeit, Augenfehlbildungen, geistigen und motorischen Entwicklungsverzögerungen, geistigen Behinderungen und verminderter Intelligenz führen“, erläuterte Alexandra Riester vom Caritasverband und warb um Verständnis für Betroffene. „Menschen mit FASD haben größte Probleme bei der Bewältigung ihres Alltags. Einfachste Tätigkeiten, über die ein gesunder Mensch nicht nachdenken muss, können sie sich oft nicht merken. Außerdem können Menschen mit FASD die Konsequenzen ihrer Handlungen teilweise nicht einschätzen und werden deshalb auch öfter straffällig.“
An der dritten Station erhielten die Schülerinnen und Schüler Informationen zum Thema Alkohol. „Das ungeborene Kind braucht zehn Mal länger als die Mutter, um Alkohol abzubauen!“, erklärte Jochen Bickel von der Suchtberatung und problematisierte auch die freie Verfügbarkeit von Alkohol sowie die damit verbundene überall präsente Werbung. Immerhin sterben in Deutschland jedes Jahr 70.000 Menschen an den Folgen von Alkohol und 120.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. 2.000 Menschen sterben dagegen an den Folgen von illegalen Drogen.
„Wir sind sehr froh, dass die Ausstellung an unserer Schule stattgefunden hat und unsere Schülerinnen und Schüler über dieses so wichtige Thema umfassend aufgeklärt wurden. Es war uns ein Anliegen, dass alle 9. und 10. Klassen an der Ausstellung teilnehmen. Teilweise haben wir das Thema auch im Unterricht eingebunden“, erklärt Andrea Volz, kommissarische Schulleiterin des Gymnasiums sowie des Schulverbunds. Auch bei Frank-Martin Bausch, Schulleiter der Werkrealschule, und Kathrin Wieprecht, Schulleiterin der Realschule, habe man damit offene Türen eingerannt: „Wir waren uns alle einig: Was zu 100 Prozent vermeidbar ist, muss zu 100 Prozent bekannt gemacht werden!“