Gelungener Workshop zum Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung
Geflüchtete Kinder und Jugendliche machen oftmals sehr belastende Erfahrungen mit Gewalt, Inhaftierung, Misshandlung und Tod, die sich in auffälligem Verhalten, wie Rückzug oder starken emotionalen Reaktionen, zeigen können. Hilfestellung im Umgang mit solch belasteten Kindern und Jugendlichen vermittelte der Workshop „Junge Menschen auf der Flucht – Traumata verstehen und begleiten“ am 23. September im Schwetzinger Josefshaus. Veranstaltet wurde der Workshop im Rahmen der Interkulturellen Woche vom Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis, dem Caritasverband Heidelberg und dem SRH University Campus Heidelberg. Die Caritas-Stiftung für die Erzdiözese Freiburg übernahm die Finanzierung der für die Teilnehmer*innen kostenlosen Veranstaltung.
Was ist eigentlich ein Trauma? Welche Reaktionen kann ein Trauma für welche Altersgruppe mit sich bringen? Und wie gehe ich mit diesen Reaktionen um? Diesen Kernfragen stellten sich die Teilnehmerinnen aus den Bereichen Kita, Schule, Sozialarbeit und Ehrenamt. Prof. Dr. Maren Bösel, Professorin für Soziale Arbeit am SRH University Campus Heidelberg, führte gemeinsam mit Lena Krug, Sozialarbeiterin beim Caritasverband Heidelberg, durch den Workshop. „Schulen, Kitas und alle Einrichtungen, die von geflüchteten Menschen regelmäßig besucht werden, sind für Betroffene die nächste Instanz, um soziale Kontakte außerhalb der Familie aufzubauen, die Sprache des neuen Landes zu lernen und sich in ihm zurechtzufinden“, erklärte Prof. Bösel. Die Arbeit in diesen Einrichtungen sei daher von zentraler Bedeutung und bringe die Herausforderung mit sich, auf traumatische Verhaltensweisen der betroffenen Kinder und Jugendlichen altersangemessen einzugehen und die häufig ebenso traumatisierten Familienmitglieder gut zu begleiten, so Bösel.
Anhand von Fallbeispielen und eigenen Erfahrungsberichten aus dem Berufsalltag der Teilnehmerinnen wurden Ausdrucksformen traumatischer Erfahrungen gemeinsam reflektiert und Handlungsmöglichkeiten erarbeitet. In einem Videobeispiel lernten die Workshop-Teilnehmerinnen den psychologischen Zustand der Dissoziation kennen, bei dem sich Menschen aufgrund der Erinnerung an ein traumatisches Geschehen plötzlich völlig in sich zurückziehen und nicht mehr ansprechbar sind. Eine klare, ruhige Ansprache, die Anregung der Sinne, z.B. durch Düfte oder Musik, oder die Durchführung von bekannten Ritualen können dabei helfen, einen Betroffenen wieder ins Hier und Jetzt zu holen, erklärte Bösel.
Im Fokus stand auch die Frage nach pragmatischen Lösungen im Kleinen, die jeder umsetzen kann, wie z.B. eine wertschätzende Sprache und ein offenes Ohr, ohne die Betroffenen zum Erzählen zu überreden. Genauso wichtig sei aber auch die eigenen Grenzen als Fachkraft oder Ehrenamtliche anzuerkennen und die Betroffenen im Zweifel an andere Unterstützungsangebote zu verweisen.
Als konkrete Hilfestellung „To Go“ durften die Teilnehmerinnen einen Methodenkoffer, der im Projekt „Fridu“ (althochdeutsch für Frieden) u.a. durch Lena Krug im Rahmen des Masterstudiums Soziale Arbeit 2022 erarbeitet worden war, für ihre jeweilige Einrichtung mitnehmen. Der Koffer enthält das Theorieheft „Zwischen Ankommen und Aufarbeiten“, einen Stressball, Wort-Bild-Karten zur Verständigung sowie den Stoffpapagei „Fridu“. „Unser Methodenkoffer soll Brücken bauen zwischen Kindern und Fachkräften, zwischen Erleben und Verstehen, zwischen Sprachlosigkeit und Ausdruck. Die Wort-Bild-Karten und unser Stoffpapagei ‚Fridu‘ unterstützen Kinder darin, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken“, erläuterte Lena Krug.
„Am Ende des Workshops haben wir sehr positive Rückmeldungen erhalten, z.B. wie wichtig es für Laien ist, Raum zur Selbstreflexion und pädagogische Impulse für die Arbeit mit Geflüchteten zu erhalten“, fasste Gabriele Wurl vom Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis zusammen. Wurl hatte dafür gesorgt, dass der Workshop im Rahmen der Interkulturellen Woche und in Kooperation mit der Kirchengemeinde, die das Josefshaus kostenlos zur Verfügung stellte, stattfinden konnte.
Der Workshop ist Teil des Projekts Fridu, das im Jahr 2022 im Rahmen des Masterstudiengangs Soziale Arbeit an der SRH-Hochschule Heidelberg gestartet wurde. Seither ist es Teil des Heidelberger Instituts für Sozial- und Verhaltenswissenschaften e.V. Das Projekt bietet Grundwissen über die Themen Flucht, Traumata, Migration etc. und stellt passende Interventionsstrategien und Handlungsoptionen in Form von Materialien und Workshops zur Verfügung.
Interessierte am Projekt „Fridu“ können sich gerne über info.fridu@gmail.com mit den Projektverantwortlichen in Verbindung setzen.