Kritik an geplanten Mittelkürzungen bei der Migrationsberatung angesichts steigender Zuwanderung

Trotz steigender Zuwanderung plant die Bundesregierung die Mittel für die Migrationsberatung im Jahr 2024 drastisch zu kürzen. Der Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis e.V. kritisiert die geplanten Mittelkürzungen und nimmt den bundesweiten Aktionstag der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) am 13. September zum Anlass, um auf die Bedeutung der Migrationsberatung aufmerksam zu machen. Seit dem Jahr 2005 ist die MBE u.a. mit den Integrationskursen vor Ort Bestandteil des Integrationsangebotes des Bundes.

MBE-Beraterinnen der Caritas

Die MBE-Beraterinnen der Caritas (von links): Antonina Slobinski (Sinsheim und Schwetzingen), Pia Rübenacker-Back (Wiesloch) und Verena Metzger (Weinheim). Es fehlt Elisa Schuster (Schwetzingen).

Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge haben bis Ende Juli allein 175.272 Menschen erstmalig Asyl in Deutschland beantragt  – 78,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig soll der Etat für die MBE laut eines Haushaltsentwurfs der Ampelkoalition für 2024 um rund ein Drittel gekürzt werden, von derzeit 81,5 auf 57,5 Millionen Euro. Die MBE ist das zentrale, themenübergreifende und in einigen Bundesländern einzige Beratungsangebot vor Ort für die bedarfsgerechte Unterstützung bei der Integration von neu zugewanderten Menschen und ist eng mit weiteren Beratungs- und Unterstützungsangeboten im Sozialraum vernetzt. So weist die Bundesstatistik zur MBE für das Jahr 2022 315.000 Beratungsfälle aus. Hinzu kommen mehr als 242.000 mitberatene Familienangehörige.

„Die geplanten Kürzungen hätten fatale Folgen auf den Integrationsprozess von Zugewanderten, weil die Beratung und Unterstützung der Menschen im bisherigen Umfang nicht mehr stattfinden könnte und die Betroffenen mit ihren vielfältigen Problemlagen und Fragen allein gelassen würden“, kritisiert Stefan Dugeorge, Leiter des Referats Soziale Dienste beim Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis e.V.

Der Caritasverband bietet Migrationsberatung an seinen Standorten in Schwetzingen, Wiesloch, Weinheim und Sinsheim an. Die MBE-Berater*innen helfen bei der Erstintegration und bei der Beantragung und Vermittlung von Integrations- und Sprachkursen. Sie beraten zur Existenzsicherung sowie zum Aufenthalt in Deutschland. Ganz allgemein unterstützen sie bei der schulischen, beruflichen und sozialen Integration in Deutschland.

Verena Metzger, Migrationsberaterin der Caritas am Standort Weinheim, weiß, wie wichtig die Beratung für neu Zugewanderte ist: „Wir helfen Menschen, die neu in Deutschland ankommen und unsere Sprache nicht sprechen, sich hier zurecht zu finden und bieten ihnen Orientierung. Wir nehmen uns Zeit und unterstützen sie zum Beispiel dabei, einen Sprachkurs, eine Wohnung und Arbeit zu finden und ihre Zeugnisse und Abschlüsse anerkennen zu lassen“, erklärt Metzger. „Ohne Hilfe ist es für neu Zugewanderte ohne Sprachkenntnisse unendlich schwer sich in unserer Bürokratie zurechtzufinden“, weiß Metzger.

Was die Mittelkürzungen im Bereich der Migrationsberatung auf lange Sicht bedeuten würden, liegt für Stefan Dugeorge auf der Hand: „Wenn Menschen, die in unser Land kommen, unsere Sprache nicht mehr erlernen und ihre Zeugnisse und Qualifikationen nicht anerkannt werden, werden sie hier keiner qualifizierten Arbeit nachgehen können. Das wird uns in der Zukunft auf die Füße fallen und den Sozialstaat langfristig sehr viel mehr kosten als qualifizierte Migrationsberatung“, ist Dugeorge überzeugt.

Weitere Informationen zur Migrationsberatung des Caritasverbands für den Rhein-Neckar-Kreis finden Sie auf https://caritas-rhein-neckar.de/migrationsberatung/